Die "Herrlichkeit" Lage
Eichenallee 3, 49828 Lage
Wassermühle, Eichenallee, Herrenhaus, Burgruine und Kirche


















Die Wassermühle mit ihrer Korn- und Ölmühle wurde erbaut um 1720. Zusammen mit dem Herrenhaus, der Burgruine, der Eichenallee, der Ev. ref. Kirche sowie der "Grafschafter Teestube" bildet sie ein unverwechselbares Ensemble. Die Bewohner der Gemeinde Lage und die zahlreichen Besucher schätzen besonders den gewachsenen Kern, dessen Architektur auf die Nähe zu den Niederlanden hinweist.
Lage wird oft als "Herrlichkeit" bezeichnet. Zwischen 1648 und 1806 war Lage eine "Herrlichkeit" - ein eigenständiges staatliches Gebilde - das weder zur Grafschaft Bentheim noch zu den Niederlanden gehörte und dem einst Kaiser Leopold bestätigte, dass es "außerhalb des Reiches" liege. Lage gehörte damals zum Besitz der Herren auf Schloss Twickel, die auf der politischen und territorialen Selbständigkeit ihres Ländchens hartnäckig und erfolgreich bestanden.
Das ist lange her. Doch Spuren aus dieser Zeit prägen das Ortsbild bis heute.
Geschichtliches zur Wassermühle Lage
Die Wassermühle wird 1270 erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahre 1576 verlieh der spanische König Philipp der II. an Dietrich Kettler das Recht, in Lage eine Wassermühle zu betreiben. Das heutige Mühlengebäude ließ Adolf Hendrik von Raesfelt im Jahr 1677 errichten. Es wurde in den vergangenen Jahren mehrfach renoviert.
1761 wurde die Kornmühle um eine Ölmühle erweitert. Die Mühle ist eine Unterschlagmühle mit zwei Rädern, die eine Korn- und eine Ölmühle antrieben. Bereits vor 1914 hat die Mühle Lage sogar mit Elektrizität versorgt. Nach erfolgter Umleitung der Dinkel in den Jahren 1929/1931 reichte die Wasserkraft nicht mehr aus. Es msste zusätzlich ein Dieselmotor eingebaut werden. Die Kornmühle war bis 1957 in Betrieb, dem Todesjahr des letzten Müllers Jan Hoedt. Die Ölmühle hat ihren Betrieb Anfang dieses Jahrhundert eingestellt.
Das Mühlengebäude drohte danach zu verfallen. 1962 begannen die ersten Maßnahmen zum Erhalt der äußeren Hülle des Gebäudes. 1972 konnte auf Initiative des Landkreises eine generelle Verbesserung der Wassersituation sowie die Restaurierung des Wehres und des Äußeren der Mühle durchgeführt werden. Im Rahmen dieser Maßnahme erhielt die Mühle auch wieder ihre beiden angestammten Wasserräder.
Zwischen Mühle und Kirche steht das ehemalige Müllerhaus, wo sich heute die "Grafschafter Teestube" (z. Z. geschlossen) befindet.
Öffnungszeiten und Ansprechpartner








Besichtigung der Wassermühle und Mahltage
April bis September jeden 2. Samstag im Monat von 14 - 17 Uhr
Der 2. Sonntag im Oktober ist Saisonabschluss.
Ansprechpartner für Gruppenführungen
der Wassermühle, Kirche, Eichenallee
Hermann Gellink, Tel. +49 5941/6889
Dorf-, Burg- und Mühlenfreunde Lage e.V.
Vorsitzender Jan Hermann Schlagelambers
Neuenhauser Straße 26
49843 Halle
Tel. +49 5941/4426
Homepage: www.heimatverein-lage-dinkel.de
Eichenallee und Lager Busch














Bei dem ersten Gebäude hinter der Mühle auf der linken Seite handelt es sich um das ehemalige Forsthaus. Auch der Rentmeister hatte hier seinen Sitz. In der "Sittelkamer" wurden früher die Pachtzahlungen der Bauern und die Verrechnungen mit der Gemeinde abgewickelt.
Am Ende der Eichenallee schließt sich der "Lager Busch" an. In Lage gibt es ca. 80 ha Wald, vor allem im Lager Busch, der das historische Ensemble im Norden und Osten umgibt. Aus dem Lager Busch heraus führt die Vischerbrücke im Norden. Mitten im Wald zweigt vom Eschweg das sog. "Jöddenpättken" ab. Der Weg ist kaum noch erkennbar, seine Bedeutung ist unklar. Manche halten ihn für einen Meditationsweg, vielleicht war es aber auch ein Weg, der in früheren Zeiten beim Schmuggeln eine gewisse Bedeutung hatte.
Im südöstlichen Teil des Lager Busches nisten Graureiher. 1951 zählte man noch 62 Horste. Die Zahl ist deutlich zurückgegangen. Um so wichtiger ist es, alle Störungen zu vermeiden.
Burgruine und Herrenhaus










1576 erwarb Dieterich von Ketteler die Besitzung Lage vom spanischen König Philipp II. Er ließ die verfallene Burganlage und die Wassermühle wieder instand setzen. Das Bauwerk war vermutlich quadratisch angelegt, je etwa 30 m lang und breit. Ein Turm, eine Kasematte zur Aufbewahrung des Pulvers und mehrere Fachwerkgebäude wurden von einer hohen Mauer umschlossen, die an fünf Ecken zu Bastionen ausgebaut war. Außen verlief der Burggraben, der Zugang befand sich an der Nordseite.
Zur Zeit der Herren von Ketteler lag auf der Lager Burg eine spanische Besatzung. In einer alten Urkunde wird sie als "Raubritternest und Schrecken von Vriesland" bezeichnet, von der Gewalttaten und Geiselnahmen ausgingen. In diesen Zeiten versuchten sich die Niederlande von der spanischen Vorherrschaft zu befreien. Dies gelang erst nach einem 80jährigen Krieg, der von 1568 bis 1648 dauerte. Im Verlauf der Kampfhandlungen wurde im Juli 1626 auf die Burg Lage von niederländischen Truppen belagert.
Man ließ den Burgherrn Wilhelm von Ketteler mitsamt seiner Tochter und einigen spanischen Soldaten abziehen. Dann entzündeten die niederländischen Soldaten das Pulver in der Kasematte und die Burg flog mit einem Getöse, das weithin zu hören war, in die Luft. Sie wurde seither nicht wieder aufgebaut.
Herrrenhaus in Lage
In unmittalbarer Nähe der Ruine befindet sich das Herrenhaus. Der Herrenhaus wurde 1686 von Amadea von Flodroff (Witwe des Adolf Hendrik von Raesfelt), der damaligen Herrin der Lager Güter, gebaut. Der niederländische Baustil ist unverkennbar. Das Haus ist heute Teil der Stichting Twickel. Es ist nicht zugänglich. Über dem Eingang befindet sich das Wappen Raesfelt-Flodroff und die Jahreszahl 1686. An der Rückseite sind nachträglich zwei kleine Seitenflügel angebaut worden, wahrscheinlich nach 1762.
In den folgenden Jahrhunderten gehörte Lage den Grundherren auf Schloss Twickel. Auf die Raesfelts folgten mehrere Generationen aus dem Hause van Wassenaer-Obdam. 1850 änderte sich der Name der Herrenfamlie in van Heeckeren van Wassenaer. Die letzte Herrin von Lage war Marie Amalie van Heeckeren van Wassenaer, die 1975 hochbetagt auf Schloss Twickel starb.
Evangelisch reformierte Kirche Lage








Die Kanzel im Inneren der Kirche steht auf einem Steinfuß und wurde 1688 aus dem allerbesten Eichenholz gefertigt. Wahrscheinlich hat sie bis vor etwa 160 Jahren an der Nordseite der Kirche gestanden. Bis zur Renovierung der Kirche im Jahr 1977 befand sich links neben der Kanzel der "Herrensitz". Er wurde anlässlich der Renovierung ausgebaut und befindet sich heute in der Alten Blasiuskirche zu Delden.
Die Orgel hat ein Manual und zehn Register. Sie stammt aus dem Jahr 1856 und wurde 1979 gründlich renoviert. Eine der Votivtafeln in der Kirche erinnert an Marie Cornélie van Wassenaer, eine der Nachkommen der Amadea von Flodroff. Seit ihrer Heirat mit dem Baron Jacob Derk van Heeckeren im Jahr 1831 änderte sich der Name der Herrenfamlie in van Heeckeren van Wassenaer.
Im Inneren der Kirche findet man einen alten Opferstock und einen Kronleuchter, den die Dorfbewohner im Jahr 1887 zum 200jährigen Bestehen der Kirche spendeten. Die ältere der beiden Glocken, die durch einen Dachreiter geschützt sind, stammt aus dem Jahr 1928. Die jüngere wurde erst nach dem 2. Weltkrieg beschafft, als Ersatz für eine glocke, die während des Krieges abgeliefert werden musste.
Die Grabsteine außen an der Nordseite der Kirche erinnern u. a. an Verstorbene der Familie Wiedenbrugh, die im 17. Jahrhundert mehrere Lager Rentmeister stellte und der einmal das Gebiet "Zegers Höffte" gehörte.